Immobilienunternehmen beherrschen zunehmend den Markt und setzen verstärkt auf die Errichtung kleinerer Wohnungen. Im vergangenen Jahr wurden in Zürich 3047 neue Wohnungen fertiggestellt, wobei der Grossteil von privaten Unternehmen stammte. Die Sozialdemokratische Partei (SP) bezeichnet diese Entwicklung als katastrophal.
Ursprünglich war es das politische Ziel Zürichs, den Anteil gemeinnütziger Wohnungen auf ein Drittel zu erhöhen. Die kürzlich veröffentlichten Zahlen der Stadt zeigen jedoch einen entgegengesetzten Trend.
57 Prozent der neu errichteten Wohnungen im Jahr 2023 wurden von privaten Unternehmen gebaut, insgesamt 1726 Einheiten. Genossenschaften für Wohnungsbau trugen 464 neue Wohnungen bei, während die öffentliche Hand lediglich 270 Wohnungen schuf. Gemeinsam repräsentierten sie nur 24 Prozent aller Neubauwohnungen. Die restlichen Wohnungen entstanden entweder durch natürliche Personen oder im Rahmen von Wohnungseigentumsgemeinschaften. Die Stadt Zürich stellt fest, dass die Bedeutung gemeinnütziger Eigentumsformen abnimmt.
In den letzten 15 Jahren sind Immobiliengesellschaften um fast 25.000 Wohnungen gewachsen, wobei institutionelle Anleger wie Pensionskassen, Versicherungen, Fonds und private Immobilienfirmen Häuser und Grundstücke von privaten Eigentümern erwerben. Im Juni 2023 übertrafen die Wohnungen in Besitz von Immobilienfirmen erstmals die Anzahl der in Privatbesitz befindlichen Wohnungen.
Im Jahr 2008 war die Situation noch anders: Damals waren Einzelpersonen die grösste Gruppe von Wohnungsbesitzern. Ihr Anteil an den Wohnungen in Zürich ist seitdem von 42 auf 32,6 Prozent gesunken, während der Anteil von Immobilienfirmen von 25,3 auf 33 Prozent gestiegen ist. Die SP bezeichnet dies als Katastrophe, da der Renditedruck auf dem Immobilienmarkt in Zürich zunimmt und die Mieten in den letzten 25 Jahren fast verdoppelt haben.
Die SP fordert daher eine stärkere Intervention der Stadt Zürich auf dem Immobilienmarkt. Im vergangenen Jahr hat die Stadt über 300 Millionen Franken für den Erwerb von Wohnungen und Grundstücken ausgegeben.
Die meisten neuen Wohnungen wurden im vergangenen Jahr in den Stadtteilen 9 und 11 errichtet. In Altstetten und Albisrieden entstanden 795 Wohnungen, in Zürich-Nord 639. Diese beiden Stadtteile verzeichneten seit 2009 fast immer den grössten Zuwachs an Wohnungen.
Im Vergleich zum Vorjahr wurden 2023 481 Wohnungen mehr gebaut. Die Anzahl der Neubauten liegt auf dem Niveau der Jahre 2015 bis 2018. Aufgrund der vielen Wohnungen, die derzeit gebaut werden, rechnet die Stadt Zürich auch in den nächsten Jahren mit einer hohen Bautätigkeit.
Auffällig ist auch der Trend zu immer kleineren Wohnungen. Der Anteil der Ein- bis Dreizimmerwohnungen bei den Neubauten hat fast 75 Prozent erreicht, während der Anteil der Familienhaushalte in Neubauwohnungen zurückgegangen ist.
Im Vergleich zu den 2010er-Jahren leben derzeit im Neubausegment weniger Familien mit Kindern und mehr Einzelpersonen im erwerbsfähigen Alter. Dieser Trend zu kleineren Wohnungen im Neubau wird durch die zunehmende Nähe der Haushalte verstärkt. So wohnen bei Zweipersonenhaushalten in Neubauten heute 68 Prozent in Ein- bis Dreizimmerwohnungen, während es vor zehn Jahren nur 58 Prozent waren.